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Waffenschule der Luftwaffe 10
Die Geschichte des Verbandes geht bis ins Jahr 1957 zurück. Am 01.April wurde die Waffenschule der Luftwaffe 10 in Nörvenich feierlich in Dienst gestellt, verlegte es bereits kurz danach nach Oldenburg. Die damalige Aufgabe der Einheit war die materielle und personelle Unterstützung bei der Aufstellung der Jagdgeschwader 71 bis 74. Hinzu kam noch die Ausbildung der Jetpiloten zu Jagdfliegern. Für diesen Zweck wurden Canadair Cl.13A Mk.5 Sabre genutzt, ein Geschenk der kanadischen Regierung. Nachdem die 4 deutschen Jagdgeschwader aufgestellt waren, war der nächste Auftrag der Waffenschule 10 die Umschulung der Piloten auf den neuen "Superjäger" F-104G. Da das JaboG 31 in Nörvenich das erste Geschwader sein sollte, das mit dem neuen Flugzeug ausgerüstet wird, wurde in Nörvenich eine 4.Staffel WaSLW 10 gegründet. Diese Staffel erhielt ab Anfang 1960 zwanzig F-104F, eine 2-sitzige Version des Starfighters. Damit sollte die Ausbildung erfolgen. Ende 1962 lief die Sabre-Schulung aus und die Maschinen wurden abgegeben. Die Planungen der Luftwaffe sah nun vor, das auf zwei Standorte disluzierte Geschwader auf einen Standort zu vereinigen. Man wählte dafür den 1964 Fliegerhorst Schortens bei Jever in Nordfriesland. 1965 entschied man in der Bundeswehr, die Flugzeugführer künftig in den Vereinigten Staaten auszubilden, und so viel der eigentliche Einsatzzweck der WaSLW 10 weg. Sie wurde aber dennoch gebraucht um die zurückkehrenden Piloten vor allem in das deutsche Wetter (die Ausbildung in den USA fand ja in einem Gebiet statt, in dem immer schönes Wetter ist) heranzuführen und "europäisieren". 1969 war es am Unternehmen Cowboy beteiligt, und 1971 wurde die F-104F ausgemustert und durch die leistungsfähigere TF-104G ersetzt. Anfang der 80iger Jahre entfiel der "Europäisierungs-Auftrag", da keine weiteren Starfighter-Piloten mehr benötigt wurden.
Die NASA in Jever
Hohen Besuch erhielt das Geschwader 1975, als sich 5 Vertreter der US-Weltraumbehörde NASA in Upjever aufhielten mit der Absicht, (T)F-104G Starfighter käuflich zu erwerben. Nach einigen Testflügen wurde beschlossen, eine F-104G sowie zwei TF-104G für Versuchsflüge in den Staaten zu kaufen. Die US-Luftwaffe hatte zu diesem Zeitpunkt bereits keine "Femme Fatale" mehr im Arsenal, und so musste man sich neue beschaffen. Der Starfighter bot sich aufgrund seiner hohen Landegeschwindigkeit der NASA besonders für Versuchsprogramme an. Für einen Preis von 1,8 Millionen Dollar wurden die Maschinen dann vom 27. Juni bis zum 2. Juli über die "Nordroute" über den Atlantik in die Vereinigten Staaten überführt. Der Flug ging von Upjever aus über Schottland, Keflavik/Island nach Sondrestrom Fjord/ Grönland. Weitere Stationen des Fluges waren Goose Bay/ Labrador, Lake Champlain/New York, Kokomo/Indiana, Clovis/New Mexico und schließlich die Edwards Airforce Base. Die Triebwerke dieser drei F 104 Starfighter wurden übrigens später - vertragsgemäß - wieder in die Bundesrepublik zurückgeschickt.
Waffenausbildungskomponente (WaKo) Erding
Entgegen der anfänglichen Planung, die Waffenausbildung am Kampfflugzeug Tornado im englischen RAF Honington durchzuführen, entschloß sich die Luftwaffe kurzfristig diese Schulung doch selbst zu gestalten. So wurde die Waffenausbildungskomponente (WaKo) an der Technischen Gruppe 11 des Luftwaffenversorgungsregimentes 1 in Erding gegründet, welche am 9. November 1981 ihre erste Maschine in Empfang nahm. Als am 16. Februar 1982 neun der 16 zugeteilten Maschinen in Erding vorhanden waren, begann der Ausbildungsbetrieb. Am 1. Juli 1983 verlegte man nach Jever um mit der kurz zuvor aufgelösten Waffenschule der Luftwaffe 10 zum neuen Jagdbombergeschwader 38 "F" zu verschmelzen.
Umbenennung in JaboG 38 "F"
Am 26. August 1983 entstand so das JaboG 38 "F", anfänglich mit 24 Flugzeugen in einer Staffel. Die Piloten kamen nach ihrer Tornado-Flugausbildung im englischen Cottesmore bei der TTTE direkt nach Jever, um dort den Waffeneinsatz mit dem Kampfflugzeug zu trainieren. 1988 erhielt der Verband durch Verteidigungsminister Wörner den Namenszusatz "Friesland". Im April 1989 wird eine 2.Staffel aufgestellt die mit ECR-Tornados ausgerüstet wird. Die erste Staffel war weiterhin mit der Pilotenschulung beauftragt und das gesamte Geschwader arbeitete eng mit der Wehrtechnischen Dienststelle 61 zusammen, um Flugvorschriften und Neuerungen an andere Geschwader weitergeben zu können, die Gruppe ATV zeigte sich dafür verantwortlich. 1993 wurde die Do-28D ausgemustert und 1994 tauschte man aus Kostengründen seine ECR-Tornados mit den IDS des JaboG 32. Das JaboG 32 ist seit dem ein reines ECR-Geschwader. Die "neue" 2./JaboG 38 stellte eine Besonderheit dar, da sie nicht der NATO unterstellt war. 1996 wird der Luftumschlagspunkt vom JG 71 "R" nach Jever verlegt, was dem Fliegerhorst noch mehr Bedeutung zukommen lässt. Die Luftwaffenwerft 62 ist ebenfalls auf dem Fliegerhorst beheimatet. Seit 1996 findet die Flug-Ausbildung der Tornado-Besatzungen nicht mehr in England statt, sondern im amerikanischen Holloman. Dadurch wird, ähnlich wie bei der F-4F Phantom, eine sog. "Europäisierung" der Besatzungen notwendig, also die Gewöhnung an europäische Wetterverhältnisse sowie an den engeren Luftraum. Diese Aufgabe übernahm das JaboG 38 parallel zur Waffensystemausbildung. Am 27.Januar 1999 kommen bei einem Flugunfall über der Nordsee der damalige Kommodore, Oberst Udo Wagner, und sein WSO, Major Andy Will, ums Leben. Das Geschwader wurde danach übergangsweise geleitet, bis es am 01.April 1999 offiziell an Oberst Manfred Molitor ging.
Umstrukturierung und EUROTAC
Am 30.06.1999 wurde das Geschwader aufgelöst, um neu strukturiert am 01.07.1999 wieder aufgestellt werden zu können: durch die Ausbildung der Tornado-Crews direkt nach deren Pilotenausbildung in den Staaten durch das Fliegerische Ausbildungszentrum der Luftwaffe USA in Holloman AFB wurde die Ausbildungstätigkeit in Deutschland vermindert. Es wurde daher die 2.Staffel aufgelöst und die komplette Struktur des JaboG 38 verändert. So wurden die Bataillons-Ebenen Fliegende Gruppe, Technische Gruppe und Fliegerhorst Gruppe im Geschwaderstab in den Bereichen S3 Einsatz, Organisation, Ausbilung; S3 Technik und S3 Fliegerhorst integriert. Die I-Staffel und die Elektronikstaffel wurden zur Instandsetzungs-/Elektronikstaffel verschmolzen, die Nachschubstaffel wurde mit der Transportstaffel verbunden und die Flugbetriebsstaffel zur Luftwaffensicherungsstaffel genommen. Die Sanitätsstaffel sowie die 1.Staffel, die immer noch die WaSys-Ausbildung betreibt, blieben unverändert. Die Europäisierungs-Ausbildung hat sich nun ebenfalls total geändert: Der EUROTAC-Lehrgang, der rund 52% der 4.000 Flugstunden im JaboG 38 "F" ausmacht, beinhaltet Verbandsflüge mit zwei bis vier Maschinen, simulierte Luftkämpfe zwischen Tornado-Bombern und Phantom- oder MIG-Abfangjägern, Luft-Luft-Betankungen, Nachtflüge und, und, und... Lehrgangsleiter-Eurotac Hauptmann Krzossa bestätigt: "In dieser Kombination von Europäisierung mit taktischer Basisausbildung hat es etwas Vergleichbares für Tornado-Besatzungen in Deutschland noch nicht gegeben." Weitere Bausteine der Eurotac-Ausbildung, zu der neben 22 Echt-Flügen auch etliche Simulator-Stunden zählen (zusammen acht Wochen), sind Theorie- und Taktikeinheiten (drei Wochen). Alle deutschen Tornado-Piloten, egal ob IDS, RECCE, ECR oder Marineflieger, durchlaufen das EUROTAC-Programm in Jever. Jährlich werden fünf Kurse abgehalten mit neun bis 12 Teilnehmern und elf Wochen Dauer. Dem JaboG 38 "F" stehen dabei 14 Fluglehrer und zwei Dutzend Tornados zur Verfügung. Wie Oberst Molitor betont, ist der Auftrag von Dauer: Europäisierung ist nötig, und der Standort Jever mit seiner Nähe zu den Übungsgebieten in Nord- und Ostsee ist dafür ideal geschaffen. Neben der Ausbildung muss dabei das JaboG 38 "F" zudem noch, wie jedes andere Geschwader auch, die Kampffähigkeit erhalten.
Genutzte Flugzeugmuster:
Dank geht an das Jagdbombergeschwader 38 "F" für die hervorragende Unterstützung mit Informationen und Fotos!
In ewiger Erinnerung an Oberst Udo Wagner.
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